Von Dorothée Waechter, dpa, 01.03.2017
Diese Pflanze hat jeder schon mal gesehen: Die aufrecht stehenden Blätter des Bogenhanfs werden gerne zu Zöpfen geflochten. Das Zimmergrün gilt als retro – und erlebt gerade deswegen im Moment wieder ein Comeback.
Berlin/Kiel (dpa/tmn) – Der Bogenhanf wirkt ein wenig, als wäre er aus der Zeit gefallen. Zwischen den 1950er und 70er Jahren war die auch als Sansevierie bekannte Zimmerpflanze äußerst beliebt. Dann – wie das mit der Beliebtheit immer so ist – flaute das Interesse ab. Bissig nannte man die Pflanze sogar Schwiegermutterzunge. Doch gerade der Retrolook bringt die Pflanze wieder zurück in die Wohnräume. Als «sehr stylish» beschreibt Gartenbau-Ingenieur Christian Engelke vom Fachverband Raumbegrünung und Hydrokultur in Berlin die Blätter der Sansevierie. Was Hobbygärtner zum Bogenhanf wissen müssen:
Wie sieht der Bogenhanf aus?
Das Laub ist schwertförmig, aufrecht und hat keine Stiele. «Die Blätter werden bei den unterschiedlichen Arten entweder einzeln, zu mehreren und in grundständigen Rosetten ausgebildet», sagt Martin Nickol, Gartenkustos des Botanischen Gartens der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Sie können auch als Lanzetten, Lineale und Bänder geformt sein, sie sind flach, rund oder halbzylindrisch. Aber bei den meisten Arten sind die Blätter fleischig, und sie fühlen sich ledrig an.
Woher stammt die Zimmerpflanze ursprünglich?
Der Bogenhanf ist hauptsächlich zwischen Ostafrika und Sri Lanka sowie im Süden Indiens verbreitet. Die Pflanze besiedelt von tropischen Wäldern über Halbwüsten unterschiedliche Lebensräume, erklärt Nickol. Der deutsche Name Bogenhanf verweist auf die zahlreichen Blattfasern. «Diese wurden in seiner Heimat Afrika zu Bogensehnen verdrillt», erläutert Nickol. Auch heute noch werden für Touristen Körbe, Seile und Matten aus Sansevierenfasern geflochten und gedreht.
Wo steht der Bogenhanf am besten?
Sansevierien mögen sonnige bis halbschattige Standorte. «Wie man aus vielen Büros weiß, überleben sie auch dunklere Ecken», sagt Nickol. Dort fühlen sich die Pflanzen allerdings nicht besonders wohl. Generell sind die weiß-grünen Sorten lichtbedürftiger als die durchweg grün beblätterten.
Sansevierien stammen aus tropischen und subtropischen Gebieten. Das bedeutet, sie vertragen keine tiefen Temperaturen. «Oberhalb von 15 Grad darf es gerne immer sein, wohler fühlen sich die meisten Sansevierien bei über 20 Grad», so Nickol.
Je nach Art entwickelt sich der Bogenhanf zu größeren Horsten, mal mit unterirdischen Rhizomen oder oberirdischen Ausläufern. «Diese wachsen gerne auch über den Topfrand hinaus», erläutert Nickol. Er rät aber, erst umzutopfen, wenn die Pflanze den Topf sprengt. «In der Regel muss man die Pflanzen alle zwei bis drei Jahre umtopfen», ergänzt Raumbegrüner Engelke. Ein hellerer Standort beschleunigt das Wachstum. Hobbygärtner sollten beim Umtopfen auf eine leichte, luftige Erde achten.
Welchen großen Fehler können Hobbygärtner begehen?
Ein Vorteil ist zwar, dass die Zellwand sehr stark ist. Die Blätter machen nicht schnell schlapp. «Das heißt, die Pflanzen zeigen nicht gleich, wenn sie sauer sind», sagt Gartenbau-Ingenieur Engelke. Aber dafür erkennt man Pflegefehler wie Wasserüberschuss oder Lichtmangel auch erst, wenn sie so gravierend sind, dass die Pflanze eingeht.
Ansonsten handelt es sich um eine sehr pflegeleichte Pflanze. Zusammengefasst lässt sich sagen: Sie braucht weder viel Licht, nur relativ wenig Wasser und auf keinen Fall Staunässe, erklärt Engelke. Man darf den Bogenhanf aber immer nur von unten gießen, also direkt an der Erde. «Gelangt Wasser von oben in den Schaft, faulen die Pflanzen weg.» Darüber hinaus rät Engelke, den Staub regelmäßig von den Blättern zu wischen. Das sieht nicht nur schöner aus, sondern ist für eine optimale Lichtausbeute und damit für den Stoffwechsel erforderlich.
Welche Arten und Sorten empfehlen die Experten?
Der Klassiker ist für Engelke die Art Sansevieria trifasciata. «Die Sorte ‚Laurentii‘ hat querlaufende, dunkle Flecken und einen gelben Rand», beschreibt der Experte. Sehr beliebt für moderne Einrichtungen ist die Sorte ‚Black Coral‘, die auf dunkelgrünen Blättern unregelmäßige silbrige Querbänder aufweist. Die rundblättrigen Sorten stammen vor allem von der Art Sansevieria cylindrica ab, von der Engelke die Sorten ‚Mikado‘ und ‚Skyline‘ empfiehlt. Letztere bildet relativ lange Blätter.
Blüht die Sansevierie eigentlich?
Ja. In der Regel sind die Blätter am Bogenhanf zwar das A und O, Nickol schwärmt aber von den Blüten: «Erst wenn man einmal eine Vollblüte bei der heimischen Sansevierie gesehen und gerochen hat, weiß man, dass diese Pflanzen für noch mehr als grüne Deko in der Ecke gut sind.» An sich sind die Blüten unauffällig, aber viele von ihnen zieren gemeinsam dichte Blütenstände. «Diese quetschen sich aus den dicht durchwurzelten Töpfen nach oben und verströmen vor allem in der Dämmerung einen guten, intensiven Duft», erklärt Nickol. In ihrer Heimat werden die Blüten von Nachtschmetterlingen bestäubt.
Wann bildet die Pflanze ihre Blüten?
Um die Pflanzen zum Blühen zu bringen, muss man die natürlichen Gegebenheiten am Standort in der Natur nachahmen. Das heißt hier, die Pflanzen brauchen vor der Blüte eine Trockenzeit, in der sie ruhen. Nickol rät, diese dem Bogenhanf auch im Wohnzimmer zu gönnen.